Sebastian Schrader nimmt uns mit auf eine malerische Expedition, die ständig die Richtung wechselt, um auf der unendlichen Suche nach neuen Ufern unseren „Möglichkeitssinn“ (Robert Musil) zu trainieren. Im Grunde genommen sind alle seine Werke der letzten Jahre Stillleben, weil in ihnen Figürliches und Abstraktes in stillgestellter Zeit aufeinandertreffen, miteinander verwoben sind und eine Präsenz entwickeln, die rein malerischer Natur ist. Schraders Bilder kann man schwer nacherzählen. Es gibt Verweiszeichen, die ein Andocken an mediale Bilder der Gegenwart ermöglichen. Aber im Vordergrund steht eindeutig die Arbeit am Stofflichen. Ob Teile einer menschlichen Figur oder Trockenblumen, stets sind sie umgeben von Anhäufungen mit textilem Charakter, die der Künstler als plastisch legitimes Pendant zur gesehenen Realität inszeniert. Was aussieht wie ein Mixed-Media-Ereignis, ist in Wahrheit alles gemalt, keine Collage. Abschabungen werden lasiert. Selbst feinste Linien führt Schrader mit Pinsel und Ölfarbe aus, sie erinnern lediglich an die Brüchigkeit einer Ölpastellkreide-Spur. Der Grenzüberwindung gilt sein Interesse. So überlappen sich Malerisches und Grafisches, Oberflächenflachheit und aufgefaltete Passagen, Helligkeiten und Dunkelheiten.
–– Christoph Tannert in Dissonance: Platform Germany.