Für die Künstlerinnen sind mediale Übersetzungsvorgänge wesentliche Mittel ihrer Arbeit. Beide sind an den Wechselbeziehungen zwischen schöpferisch intendiertem Vorgehen und (bisweilen nur begrenzt kontrollierbaren) Einflüssen von Reproduktionstechnik oder Maschinerie interessiert. Von diesem Punkt an entwickeln sich jedoch zwei sehr unterschiedliche Werke, welche die Gemeinschaftsschau in Beziehung setzt.


Kyra Tabea Balderer (geboren 1984, lebt und arbeitet in Zürich) erschafft Fotografien, die sich mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern unsere Wahrnehmung und Perspektiven historisch und kulturell bestimmt sind und wie menschengemachte Strukturen und künstliche Kategorien unsere Lebensbedingungen und unser Bezug zu der uns umgebenden Welt prägen. In ihren Werken verbindet sie Plastik, Malerei und Fotografie. Die aufwendig im Atelier gebauten Objekte und Strukturen setzt sie Mittels Spiegeln und Filterfolien, dem Einsatz von Licht und Schatten und nicht zuletzt durch einen geschickten Umgang mit Fokus und Tiefenschärfe präzise in Szene, um sie anschließend mit einer analogen Großbildkamera zu fotografieren. In der Formensprache vermischen sich archaisch anmutende Fragmente mit eher futuristisch oder gegenwärtig wirkenden Artefakten aus der jüngeren industriellen Vergangenheit. Die Sujets sprechen von Figürlichkeit und Abstraktion, Körperlichkeit und Auflösung. Neben dem Sujet steht die Frage nach der Bildlichkeit der Fotografie und welche Restmengen, Verlagerungen und Zeichenhaftigkeiten im Prozess des fotografischen Transfers entstehen können.

Ellen Möckel (geboren 1984, lebt und arbeitet in Berlin) setzt sich im Feld der Zeichnung und Druckgrafik mit Fragen der Transformation an der Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Reproduktion auseinander. Ihre künstlerische Arbeit entsteht fast ausschließlich mit Laser-Gravurmaschinen, die ihr als erweiterte Hand zur Verfügung stehen. Dabei reizt sie besonders das Ausloten der Grenzen von handschriftlicher Zeichnung unter Verwendung maschineller Druckgrafik. In der medialen Übersetzung vom Digitalen ins Analoge verwendet die Künstlerin hauptsächlich Naturmaterialien wie Kork, Holz und Papier. Im Kern Ihrer Auseinandersetzung mit den Maschinen geht es um die Umnutzung der Technik, die bislang vorrangig für industrielle Zwecke genutzt wird. Einerseits geht es Ellen Möckel um die künstlerische Aneignung der für das Handwerk ausgerichteten Maschine und deren Prozesse. Andererseits besteht für sie vor allem aber das Ziel, die Freude an der Möglichkeit einer selbstbestimmten und von der Maschine selbst gesteuerten Übersetzung visuell sichtbar und fühlbar zu machen.