In seinen neuesten Arbeiten beschäftigt sich James Nizam mit dem unvorstellbar alten Licht der Sterne. Auf nächtlichen Expeditionen in den kanadischen Rocky Mountains und auf den Kanarischen Inseln hat er für seine fortlaufende Werkreihe »Drawing with Starlight« Sternkonstellationen aufgenommen. Er nutzt eine modifizierte Analogkamera und die Rotation der Erde, um mit dem Licht der Sterne zu ‚zeichnen‘. Durch die Kombination von zeitlich präzise abgestimmten Zoom-Bewegungen und Belichtungssequenzen schreibt er die stellaren Bewegungsmuster als strahlende Geometrien direkt auf den Film. In der Ausstellung sind sie als großformatige Fotoarbeiten zu sehen und stehen in direktem Bezug zu den »Uranographic Figures«, einer Reihe diagrammatischer Aufzeichnungen. In deren Quadranten sind die Zeitsignaturen und iterativen Motive eingetragen, mit denen Nizam die Formen vorausberechnet hat, die die Lichtspuren der Sterne auf den Film zeichnen sollten.
Die Ausstellung »Celestial Telegraphies« offenbart ein wichtiges Konzept des Künstlers: Die fortwährende stoffliche und immaterielle Neuvermittlung seiner Arbeiten, indem er sie in verschiedene mediale Erscheinungsformen übersetzt und so immer mehr erweitert. Sie zeigt zudem sein Interesse daran, wie Daten und visuelle Codes auf sichtbaren, hörbaren und nichtwahrnehmbaren Wegen ausgetauscht werden können. Für die Arbeit »Beyond Violet« nutzte er beispielsweise algorithmisch gesteuerte Verfahren, um die "Star Trails" (Lichtspuren) aus einer der Fotografien in eine kristalline Skulptur zu transformieren. Sie sieht aus, als wäre eine unmögliche geometrische Figur aus spektralem Sternenlicht in den dreidimensionalen Raum gewachsen.
Für die multimediale Installation »Photophonic Harmony« überträgt Nizam Audiosignale per Laserstrahl, der durch die Ausstellungsräume gelenkt wird. Basierend auf Alexander Graham Bells „Photophon“ (1880), einem Gerät, das Schall auf einem Lichtstrahl senden kann, wandelt Nizam seine fotografischen Bilder in Klänge und kodiert das Laserlicht wiederum mit deren Schallwellen. Der Empfänger des Lasers gibt schließlich das Lichtbild der Sterne als in der Ausstellung hörbare Soundlandschaft wieder.James Nizams Werk ist ein alchemistisch anmutender Akt der Transformation. Doch es sind neuartige mediale Prozesse, die durch langwieriges ‚Trial and Error’ zustande kommen und immer neue, poetische Konstellationen ermöglichen.