Sebastian Schraders Werke haben ihren festen Platz zwischen den Dingen. Dieses in between ist thematisch wie auch in der Malweise sein Markenzeichen. Figuren zwischen Davor und Danach, Malerei zwischen gegenständlich und abstrakt, Positionen zwischen Leben und Kunst. Es sind Übergangszustände ohne dynamische Perspektive, dafür mit der mutwilligen Ambition, in menschliche Stillstände und potenzielle Wandlungszustände hineinzuleuchten, sie bewusst zu vertiefen und distanzlos spürbar zu machen.
Mit der Form- und Bild gewordenen Schwellensituation bekennt sich Schrader zu einem umfassend empfundenen Kulturpessimismus, der sich die großen Themen vornimmt: was ist das Glück und wie kommt der Sinn ins Leben und welchen Wert hat Freiheit in neoliberalen Verwertungssystemen? Aktiv sind die Protagonisten nur in der Verweigerung und erkennbar nur im Dasein – ohne Richtung und Bezug.
Schrader findet dafür kongeniale Transformationen in der Malweise und kann den indefiniten Aggregatzustand der Figuren auf die Dinge und Formen übertragen. Pappkisten, Wimpel, Luftballons und Konfetti setzen sich fort – oder gründen sich aus Rechtecken, Dreiecken, Kreisen und Punkten. Reine Form und konkreter Gegenstand sind in Schraders Malereien ebenso in between. Gleichberechtigt am Werk beteiligt polarisieren sie punktuell die Malweise zwischen gegenständlich und abstrakt. Repräsentativ dafür sind vor allem Binnenformen, geometrische Elemente zwischen figurativen Fragmenten, Bildstellen, die im Ungewissen bleiben zwischen inhaltlicher Zuschreibung und reiner Farbfläche. Da die Malerei die Figuration durchdringt, hält sie diese Balance aufrecht; man sieht den Faltenwurf einer Jacke und gleichzeitig die Addition einzelner Farbflächen an ebendieser Stelle.
Der graubraune, fruchtbare Farb-Humus, aus dem alles wachsen – und in den alles wieder eingehen kann, hält schließlich auch das temporäre in between in den engen, unbestimmten Räumen aufrecht und erzeugt ein abgründiges Halbdunkel. So bleibt unklar, ob sich die Dämmerung künftig zum Licht oder zur Dunkelheit neigt.