Malerei, Collage, Grafik und Assemblage – leichthändig meistert Sommer den Spagat zwischen hohem Anspruch und Zugänglichkeit. Die vollendet ausgeführten Werke in ausführlich gearbeiteten Segmenten von Landschaft resultieren aus der Sehnsucht nach dem richtigen Bild. Die Werkphase zuvor ist gekennzeichnet von einer Bildgestaltung aus überbordender Fülle an Elementen und Zitaten. Die Fülle der Versatzstücke erzeugte ein dynamisches Chaos aus Bockwurst und Batman, Engel und Eistüte. Die beliebige Anhäufung von Dingen, auch symbolisierten ideellen Weltgegenständen, von verschiedenen Techniken und Form und Farbe auf der Leinwand, erzeugt den authentischen Lärm der Jetztzeit, der ausgereizt folgerichtig die Sehnsucht nach einer Ordnung, nach Distanz und Weite erzwingt. Im folgenden Zyklus „Triumph der Mineure“ streut Sommer in klar definierte, tiefe und farbige Landschaften aus Ebenen und Horizont mit der Willkür des Olympiers den Menschen, unterworfen den überdimensionierten Elementen oder als Tross der Irdischen - mit Kopierstift. Die Werke des erzählen auf großen, teils episch breiten Leinwänden vom Irrweg der Kreatur. Nach einer großen Serie Wolken-Malereien erscheinen auch die jüngeren Malwerke der konkreten Natur nachempfunden, sind jedoch ebenso ausschließlich fiktiv und erst an der Leinwand entwickelt, ohne reale Vorbilder und im Entstehen reine Gedankenprodukte. Den Miniaturen der Vorrenaissance und der Klostermalerei ähnlich, sind die kargen Landschaften stilisiert und farblich und strukturell aufgewertet. Unter großem Himmel und weiter Landschaft ist der Mensch winzig und unterlegen. Die entzerrten Größenverhältnisse, die wuchtigen Landschaftsformationen und die Farbigkeit des aufgewühlten Himmels erzählen von einem latent mitschwingenden, unheilvollen Element. Sommers Zeichnungen entstehen auf Offsetdruckplatten, mit Dispersions- Wand- und Fassadenfarbe, mit Lackstift, Kopierstift und Tusche, sind gekratzt, geritzt und beklebt. Grundlage sind die Druckplatten mit den Motiven früherer Werke aus einer Katalogproduktion. Hier ist es ein Gegenarbeiten gegen Eigenes, ist Reibung, Selbstbefragung, ist Revidieren und Fortschreiben des Vorhandenen.
In den Objektkästen hat Sommer das künstlerische Recyceln zum Arbeitsprinzip verselbständigt, hat die dritte Dimension ergänzt und mit konsequenten Maßen von 30 x 64,5 x 15 cm nunmehr 50 frontverglaste, eichenhölzerne Guckkästen geschaffen, archivarisch durchnummerierte Assemblagen. Was sich in diesen Miniatur-Kabinetten abspielt, ist die Nachahmung einer disparaten Wahrnehmung. Die Welt ist in griffige Bestandteile zerlegt – und im Kasten wieder zusammengesetzt, - geklebt und -geschraubt. Die ersten Kästen folgen noch dem Prinzip, möglichst viel zu zeigen und zu ermöglichen. In den jüngeren Kästen sind die Arrangements kontrollierter. Statt der ausgewählten gegenständlichen Elemente sind es jetzt gemachte; malerische, zeichnerische Details, teils auf Plexiglas, Papier, Transparent, teils überblendet und zu mehreren Oberflächen gestaffelt und ineinander geschoben. Der Weg von den gegenständlichen zu zeichnerischen Werkbestandteilen führt von der Raumtiefe zur multiplen Oberfläche, zu mehr Tiefenschärfe und mehr Malerei.
1967 geboren in Torgau 1992 - 1999 Studium bei Prof. Arno Rink und Prof. Sighard Gille an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Leipzig 1999 - 2001 Meisterschüler bei Prof. Sighard Gille Thomas Sommer lebt und arbeitet in Mockritz bei Torgau.