Eine Spur Ironie und die kaum versteckte Lust am Spielerischen verbindet das genreübergreifende Werk von Sebastian Neeb. Er spielt mit der Erhabenheit des Kunstwerkes und appelliert – verbal und bildhaft – für den Blick hinter die Gesten und Schlagworte. Die tragikomischen Gestalten und Szenen des Künstlers erzeugen auf verschiedene Weise Distanz, die entweder Banales sichtbar machen oder Abgründe versinnbildlichen kann. In den vergangenen Jahren hat Sebastian Neeb einen komplexen künstlerischen Kosmos erschaffen. Malerei, Fotografie, Objekt, Installation und Skulptur ergänzen sich zu Themenkomplexen, und die gleichermaßen auf hohem Niveau beherrschten handwerklichen Techniken im Umgang mit verschiedenen Werkstoffen verbinden sich zu kohärenten Installationen.
Neeb entwirft Pokale für Nonsens-Leistungen, Gemälde balancieren auf Sideboards, er erfindet eine Papier-Nasen-Mode für Portraits in altmeisterlicher Manier und lässt Keramik-Kreaturen um die Aufmerksamkeit des Betrachters buhlen. Er zersägt seine Bildträger oder inszeniert in proklamierender Weise seine Werke in der Art von Spruchschildern und erschafft rund um eine »wooden wurst« eine umfassende Jetzt-Zeit-Allegorie auf das goldene Kalb. Die auf akkuraten Sockeln platzierten Büsten der Serie „New Leader“ präsentieren Macht nicht mit Charakterköpfen. Es sind entstellte Physiognomien, witzig bis grotesk verformte Substanzen von Gesichtern, die den Anblick der Macht kommentieren.
Mit der Reihe von Trophäen-Skulpturen (mit den für Neeb typischen Titeln wie "Trophy for finding the jar of wisdom, drained to the dregs and stuck to a piece of wood") entlarvt er die Wettbewerbs-Hype-Kultur als unreflektierte Folklore. In „Donkey Lessons“ schließlich sind die Slogans von Machtpolitik und Easy-going-Entertainment nicht mehr zu unterscheiden und der Kunstbetrachter wird selbst zum Adressaten von Retorten-Botschaften. Sie alle forcieren Neebs ironisch formulierten Zweifel: der Glanz strahlt feierlich erhaben und blendet sein Auditorium und blendet dabei fast aus, was hinter dem Glanz zu erkennen wäre. In seinen Objekten arbeitet beides mit- und gegeneinander: Verblendung und Erkennen und er engagiert sich nie thematisch sondern desillusioniert umfassend auf kluge und unterhaltsame Weise.
Sebastian Neebs Werk ist ein umfassender Kommentar auf eine distanzlos durchdachte Gegenwart. Sein Blick durchdringt die angewöhnten Rituale und das Befremden darüber transformiert er in seine Kunst. Er arbeitet nicht mit dem vorgehaltenen Spiegel, sondern geht weiter bis zum direkten Nachahmen eingeübter Wahrnehmungsmuster und den kalkulierten Reaktionen. Hier ist Kunst vor allem die Konfrontation des Betrachters mit einem Objekt.
1980 geboren in Güstrow, aufgewachsen in Berlin 1995 - 2000 Unterweisung in traditionellen Techniken der Malerei durch den Maler Wolf-Ulrich Friedrich 2001 - 2002 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin 2002 - 2009 Studium der Freien Kunst bei Daniel Richter, Anselm Reyle, Claudia Shneider und Robert Lucander an der Universität der Künste Berlin Meisterschüler bei Daniel Richter und Robert Lucander Sebastian Neeb lebt und arbeitet in Berlin.